Der Entscheidung für eine Knieprothese geht oft ein jahrelanger Leidensweg mit Schmerzen und Einschränkung der Mobilität voraus und bedeutet neue Lebensqualität. Mit künstlichem Kniegelenk werden Dinge wie Wandern oder gewisse Sportarten wieder möglich oder einfach nur generell schmerzfreie Bewegung. Dennoch ist die Knie-OP ein Eingriff, der bei PatientInnen viele Fragen aufwirft. Von dem Ablauf der eigentlichen OP, bis zur Rehabilitation danach, der richtigen Nachsorge, Physiotherapie und Fragen zur Bewältigung des Alltags mit einem künstlichen Kniegelenk.
Hier beantworten wir Ihnen alle Fragen mit besonderem Augenmerk auf die Reha (Rehabilitation) nach künstlichem Kniegelenk. Lesen Sie weiter, um sich sorgenfrei und entspannt auf Ihr Leben mit Knieprothese zu freuen.
Wann wird eine Knie-OP notwendig?
Die häufigste Ursache für die Notwendigkeit eines künstlichen Kniegelenks ist die Kniegelenksarthrose (Gonarthrose). Je früher eine Abklärung von Knieschmerzendurch einen Orthopäden erfolgt, desto mehr Möglichkeiten der Ursachenbehandlung stehen noch zur Verfügung. Bei einer fortgeschrittenen Arthrose im Kniegelenk und wenn andere, konservative Therapiemethoden nicht mehr die gewünschten Resultate liefern können, kann jedoch ein Gelenkersatz erforderlich sein. Eine gründliche fachärztliche Untersuchung wird dabei entscheiden, ob ein Teilgelenkersatz oder totaler Kniegelenkersatz notwendig sein wird.
Was wird bei einer Knieprothesen OP gemacht?
Wenn eine Gelenkersatzoperation ansteht, werden Sie entweder am Tag der Operation oder einen Tag davor im Spital aufgenommen. Der Eingriff wird unter Vollnarkose oder Spinalanästhesie (Kreuzstich) durchgeführt und dauert je nach Art des Kniegelenkersatzes 50-90 Minuten. Die Operation erfolgt über einen Schnitt mittig über dem vorderen Knie. Die Gelenkskapsel wird eröffnet und anschließend wird die abgenutzte Gelenkfläche entfernt und durch eine künstliche Prothese ersetzt. Nach dem Eingriff wird die Gelenkkapsel und die Haut vernäht und das Knie mit einem Verband versorgt.
Habe ich Schmerzen nach der Knie-OP?
Während der Operation wird ein lange anhaltendes Lokalanästhetikum in und um das Kniegelenk appliziert, das die Schmerzen für 12 Stunden nimmt. Die ersten Tage nach der Operation werden standardisiert Schmerzmittel gegeben. In der Regel sind die Operationsschmerzen damit sehr gut behandelbar und deutlich geringer als die Arthroseschmerzen durch die Abnützung vor der OP.
Wie lange dauert die Heilung bei einem neuen Kniegelenk?
Die Operationswunde ist nach 14 Tagen vollständig abgeheilt. Die Fäden, die wir zur Operation verwenden, lösen sich von selbst auf und müssen demnach nicht entfernt werden.
Physiotherapie nach künstlichem Kniegelenk
Die postoperative Physiotherapie hat erhebliche Auswirkung auf die Heilungsdauer und die rasche Wiederherstellung von Mobilität und Stabilität Ihres neuen Kniegelenkes. Bereits am Tag des Eingriffs dürfen Sie selbstständig kurze Strecken gehen. Eine Vollbelastung ist direkt nach dem Eingriff möglich und erwünscht.
Kurz nach der OP: Alltagsaktivitäten wie Treppensteigen erlernen
Bereits am ersten Tag nach dem Eingriff beginnen erste Mobilisationsübungen unter der Anleitung eines/einer PhysiotherapeutIn. Es wird Ihnen gezeigt, wie Sie gefahrlos aus dem Krankenbett aufstehen können und Sie erlernen das Gehen mit Krücken. Auch noch während des Spitalaufenthaltes werden Sie das Treppensteigen üben. Ziel dieser stationären Physiotherapie ist in erster Linie, Alltagsaktivitäten mit der neuen Knieprothese wieder zu erlernen. Begleitend dazu wird meistens eine manuelle Lymphdrainage durchgeführt, welche die Lymphbahnen frei macht und ein schnelleres Abheilen des Beines ermöglicht.
Nach Ihrer Entlassung beginnen Sie mit einer ambulanten Physiotherapie und trainieren weiterhin Beweglichkeit, Muskelkraft und Stabilität des Gelenkes. Um die Schwellung des Beines nach der Operation zu beseitigen, wird in den meisten Fällen zusätzlich eine manuelle Lymphdrainage verordnet. Der Erfolg der Therapie hängt weitgehend von Ihrer Eigeninitiative und ob Sie die Übungen selbstständig von zu Hause weiterführen, ab.
Wie lange muss ich nach einer Knieprothesen-OP im Krankenhaus bleiben?
Der Spitalsaufenthalt bei einer Knieprothesen-OP beträgt ca. 5 – 7 Tage. In der Zeit erhalten Sie bereits eine Physiotherapie und werden anschließend mit Krücken entlassen.
Wie lange muss man nach einer Knie OP mit Krücken gehen?
In der Regel wird empfohlen etwa 4 Wochen mit Krücken zu gehen, um das Knie zu schonen und eine optimale Heilung zu ermöglichen. Kurze Strecken in den eigenen vier Wänden können aber schon in den ersten Tagen nach der Operation ohne Krücken zurückgelegt werden. Sollten Sie sich ohne Krücken unsicher fühlen, empfehle ich Ihnen, die ersten 4 Wochen Ihre Krücken zu verwenden. Ein Sturz sollte unbedingt vermieden werden!
Wie lange darf ich nach der Knieprothesen-OP nicht Autofahren?
In der Regel wird empfohlen, für mindestens 6 Wochen nach der Operation nicht selbst Auto zu fahren. Das neu eingesetzte künstliche Kniegelenk braucht genügend Zeit um zu heilen und sich genügend zu stabilisieren. Nur so kann die für das Autofahren erforderliche Beweglichkeit, Reaktionsfähigkeit und Kontrolle des Beins gewährleistet werden. Vor dem Wiedereinstieg ins Autofahren empfehlen wir Ihnen eine Testfahrt auf einem ruhigen Parkplatz zu unternehmen. So schaffen Sie sich die Möglichkeit zu überprüfen, ob Sie sich beim Fahren auch sicher fühlen.
Wie lange dauert die Rehabilitation?
Die Zeit der Rehabilitation hängt vom Eingriff und vom Allgemeinzustand des/der PatientIn ab und kann stark variieren. In der Regel wird eine Rehabilitationszeit von 4 bis 6 Wochen benötigt. Nach 2 – 4 Monaten ist schließlich die Beweglichkeit vollständig und schmerzfrei wiederhergestellt. PatientInnen mit einem Teilgelenkersatz haben deutlich kürzere Rehabilitationszeiten.
Warum ist die Rehabilitation nach einem künstlichen Kniegelenk so wichtig?
Eine Knie-Operation ist ein traumatisches Ereignis für den Körper und kann dazu führen, dass der Patient/die PatientIn Muskeln und Beweglichkeit im Kniebereich verliert. Zudem kann aufgrund der durch jahrelange Schmerzen verursachten Schonhaltung ein Muskelverlust und eine Fehlhaltung zustande gekommen sein. Eine frühzeitige Rehabilitation und Physiotherapie kann zu einer raschen Wiederherstellung von Mobilität und Stabilität des neuen Kniegelenks beitragen und hilft das Risiko auf Komplikationen und weitere Verletzungen zu reduzieren.
Die stationäre Rehabilitation nach dem Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks erfolgt meist 6-8 Wochen nach der Operation. Sie beinhaltet regelmäßige Übungen und Therapien, um das Gelenk zu mobilisieren, zu stabilisieren, seinen Bewegungsumfang zu erhöhen und die Muskelkraft zu verbessern. Während der Reha können Sie unterstützende Behandlungen wie Massagen und Wärmebehandlungen erhalten, um Muskelkrämpfe zu lindern. Alternativ zur stationären kann auch eine ambulante Rehabilitation gemacht werden. In der Zeit zwischen Entlassung aus dem Spital und Rehabilitation empfehle ich eine Physiotherapie.
Die Vorteile von Rehabilitation und Physiotherapie auf einen Blick:
- Schmerzlinderung: Physiotherapie und Reha können dabei helfen, Ihre Schmerzen nach der Operation zu lindern und den Wundheilungsprozess zu beschleunigen.
- Muskelaufbau: Eine starke und ausgewogene Beinmuskulatur unterstützt die Stabilität und Beweglichkeit des Kniegelenks.
- Verbesserte Flexibilität: Die Übungen zur Verbesserung von Flexibilität und Beweglichkeit beginnen bereits einen Tag nach der Operation. Sie werden Ihnen dabei helfen, den Bewegungsumfang Ihres Kniegelenks auf ein Maximum zu steigern.
- Verbesserte Balance: Balanceübungen stellen Kontrolle, Koordination und Stabilität des Kniegelenkes wieder her und verbessern Ihre Gangart.
- Prävention: Physiotherapie kann dazu beitragen, das Risiko von postoperativen Komplikationen wie Blutgerinnseln zu reduzieren, indem sie den Blutfluss und die Durchblutung fördert. Darüber hinaus kann sie dazu beitragen, die Belastbarkeit des Knies zu erhöhen und die Stabilität des Gelenks zu verbessern, was das Risiko von Verletzungen reduzieren kann.
Wann beginnt man nach einer Reha mit künstlichem Kniegelenk wieder mit Sport?
Der Zeitpunkt, an dem Sie schließlich die volle Beweglichkeit und Leistungsfähigkeit Ihres künstlichen Kniegelenks erreichen können, variiert stark zwischen 4 Wochen und 3 Monaten. Der gesamte Heilungsprozess hängt von Ihrem Alter, dem Zustand Ihrer Muskulatur und auch Ihrem allgemeinen Gesundheitszustand ab. In der Regel ist die Wunde nach 2 Wochen so weit verheilt, dass Sie mit leichten Sportarten ohne Stoßbelastung starten können. Dabei ist es wichtig, sich nach und nach heranzutasten und die Belastung vorerst langsam zu steigern. Nach etwa 3 Wochen können Sie langsam mit zyklischen Sportarten ohne Stoßbelastung wie Schwimmen oder Radfahren anfangen.
Jeder Mensch ist anders: Sie sollten sich daher an Ihren behandelnden Arzt wenden, um Ihre Fragen zu Sport mit Knieprothese zu klären. Er kennt sich am besten mit Ihrem Heilungsprozess aus.
Ihre Operation mit künstlichem Kniegelenk: verkürzte OP-Zeit und schnelle Rehabilitation
Priv. Doz. Dr. Florian Sevelda MSc ist ein langjährig zertifizierter Endoprothesenchirurg und hat sich durch zahlreiche Fortbildungen im In- und Ausland innovative und besonders muskelschonende Operationsverfahren angeeignet. Für eine schnellstmögliche Genesung werden modernste, minimalinvasive Methoden bei der Operation einer Knieprothese angewendet. Das Resultat ist eine verkürzte Operationszeit, ein minimiertes Operationstrauma und eine schnellere Rehabilitation.
Gerne geht er bei einem persönlichen Termin auf Ihre individuelle Situation und offen gebliebene Fragen ein.