Ein künstliches Hüftgelenk kann die Lebensqualität dramatisch steigern und bedeutet für viele PatientInnen endlich Schmerzfreiheit. Obgleich Gelenksprothesen zur Zeit schon sehr weit entwickelt sind, können Komplikationen auftreten, allen voran ein Ausrenken des Hüftgelenks. Um das zu verhindern, werden in der Nachbehandlung vor allem Ratschläge und Tipps zur Bewältigung des täglichen Lebens oder zum Betreiben von Sport gegeben. Die Frage nach gefahrlosem Sex mit Hüftprothese wird jedoch aus Scham oft ausgelassen. Ein schwerwiegendes Versäumnis, denn zur Lebensqualität gehört für viele Menschen auch ein erfülltes Sexleben. Hier finden Sie alle Antworten rund um Sex mit künstlichem Hüftgelenk.
Welche Risiken gibt es nach der Hüftgelenksoperation?
Nach der Hüftoperation können verschiedene Komplikationen auftreten, wobei hier zwischen Früh- und Spätkomplikationen unterschieden wird. Der häufigste Grund für ein spätes Versagen ist eine Prothesenlockerung. Denn obgleich sie eine durchschnittliche Haltbarkeit von weit über 20 Jahren hat, ist die Lebensdauer der Hüftprothese begrenzt. Die häufigste Frühkomplikation – und damit auch die, auf die sich dieser Artikel konzentrieren wird, – ist die Luxation (Ausrenken) des Hüftgelenks.
Häufige Ursachen für Prothesenbeschwerden:
- Hüftluxation (Verrenkung des Gelenkes)
- Kalkeinlagerungen in der umliegenden Muskulatur
- Verwachsungen/Verklebungen um das Hüftgelenk
- Prothesenlockerung
Sollten Sie Prothesenbeschwerden oder Hüftschmerzen haben, vereinbaren Sie einen Termin in unerer Ordination und wir klären im Rahmen einer Untersuchung den Grund für Ihre Beschwerden ab.
Was kann beim Sex passieren?
Bei der gewebeschonenden, minimalinvasiven AMIS-Methode (Anterior Minimal Invasive Surgery) von vorne erfolgt ein etwa acht Zentimeter langer Hautschnitt unterhalb der äußeren Leiste. Muskeln und Sehnen werden schonend zur Seite geschoben und das Hüftgelenk freigelegt. Dann wird die Gelenkskapsel aufgeschnitten und der darunterliegende, abgenützte Hüftkopf und ein Teil des Oberschenkelknochens entfernt. Jetzt wird das künstliche Hüftgelenk eingesetzt und abschließend die Gelenkskapsel wieder vernäht. Es dauert circa sechs Wochen, bis sich hier eine stabile Narbe gebildet hat und noch sechs Wochen mehr, bis der Knochen in die raue Implantatoberfläche eingewachsen ist. In dieser Zeit ist bei Extrembewegungen erhöhte Vorsicht geboten. Das gilt vor allem bei Hüftbeugungen über 90°, bei starken Hüftspreizungen und Verrenkungen, wie sie eben beim Geschlechtsverkehr passieren können. Denn dann könnte der Prothesenkopf aus der Pfanne herausspringen
Ab welchem Zeitpunkt nach der Operation ist Geschlechtsverkehr möglich?
Die ersten drei Monate nach der Operation sollten Sie bei Extrembewegungen höhere Vorsicht walten lassen. Denn etwa so lange dauert es, bis die Wunden in der Tiefe verheilt sind, sich die schützende Kapsel um das Gelenk wieder voll ausgebildet hat und die Prothese fest eingewachsen ist. Erst dann ist die Stabilität der künstlichen Hüfte gegeben und Sie können jede Bewegung bedenkenlos durchführen. Das heißt aber nicht, dass Sie so lange auf Sex verzichten müssen. Bereits in den ersten Wochen können Sie vorsichtig, je nach Stabilitäts- und Schmerzempfinden, damit anfangen.
- Bis zwei Wochen nach der Operation sollten Sie sich prinzipiell schonen. Das Tragen von Krücken in der Zeit ist unbedingt zu empfehlen, dennoch können Sie – je nach Verfassung – zuhause erste Schritte ohne Gehbehelf wagen.
- Bis vier Wochen nach der Hüftoperation ist Ihr künstliches Hüftgelenk schon soweit bereit, dass Sie in gelenksschonenden Stellungen Sex haben können. Hier ist aber noch immer Vorsicht bei Extrembewegungen geboten. Besonders Bewegungen mit starker Beugung oder Drehung der Hüfte sollten unbedingt vermieden werden.
- Sechs Wochen nach der Hüft-OP können Sie sich sukzessive an anspruchsvollere Bewegungen herantasten und vorsichtig erste Grenzen austesten.
- Zwölf Wochen nach der Hüft-OP ist die Prothese in der Regel fest eingewachsen und die Kapsel verheilt. Somit ist wieder alles möglich.
Welche Stellungen sind nach der Hüft-OP möglich?
Tendenziell ist die Luxationsgefahr frisch nach der Hüft-OP bei der Frau ausgeprägter, da sie in den meisten Sexstellungen die Beine stärker spreizen muss. Jede Stellung, bei der extreme Außenrotation, Flexion (Beugung) oder Abduktion (Spreizen) im Hüftgelenk vermieden werden kann, ist erlaubt. Dabei gilt: Je länger die Hüftoperation zurück liegt, desto mehr kann man sich trauen. Nach etwa drei Monaten ist dann wieder gefahrlos jede Sexstellung möglich.
Künstliches Hüftgelenk und Sex für sie
Für Frauen mit frisch operierter Hüftprothese ist bei der beliebten Missionarsstellung (er liegt oben und sie darunter) Vorsicht geboten, da sie eine Beugung der Beine benötigt. Aus demselben Grund ist die Reiterstellung (sie sitzt auf ihm) problematisch. Auch auf jegliche Stellung, bei der die Frau knien muss, sollte in der ersten Zeit nach der Hüftoperation verzichtet werden. Weitgehend unbedenklich sind jedoch Stellungen, bei denen Sie stehen oder ausgestreckt liegen können.
Künstliches Hüftgelenk und Sex für ihn
Weniger eingeschränkt nach der Hüftoperation ist der Mann, da der Sex hier selten nach einer Spreizung oder Beugung der Beine verlangt. Vorsicht sollten Sie jedoch bei seitlich liegenden Sexstellungen walten lassen. Selbst wenn Sie auf der nicht-operierten Seite liegen, kann eine Überkreuzung der Beine aufgrund der Rotation problematisch sein. Achtung auch vor einer Stellung, bei der beide sitzen (sie auf ihm) – sie beherbergt ebenso eine Luxationsgefahr. Die beliebte Missionars- oder Reiterstellung ist für ihn bedenkenlos.
Eine adäquate Aufklärung hilft
PatientInnen, die künstliche Hüftgelenke benötigen, werden immer jünger und die Älteren zunehmend aktiver. Dementsprechend steigt hier der Informationsbedarf stetig an. Eine adäquate Aufklärung in diesem leider noch immer tabuisierten Bereich kann sowohl Ängste nehmen und Lebensqualität steigern, als auch die Gefahr von Luxationen vermindern.
Eine einmalige Luxation kann beispielsweise meistens ohne Operation wieder eingerenkt werden. Bei wiederkehrenden Luxationen ist eine genaue Abklärung notwendig und meist auch eine Wechseloperation des Kunstgelenkes erforderlich. Als langjährig zertifizierter Endoprothesenchirurg führt Dr. Florian Sevelda auch Wechseloperationen seit vielen Jahren erfolgreich durch. Informieren Sie sich bei einem persönlichen Termin.